Belatucadros Ferdok

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charentry
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Belatucadros Ferdok
TitelFeldwebel der Garde
Geburtsdatum22. Suiltain 639
Geschlechtmännlich
Größe180
Haarfarbeschwarz
Augenfarbegrau
Staturkräftig
RasseMensch
VolkKaiserreich
KlasseKrieger
WohnortStadt des Glanzes
SonstigesWaffenmeister der Garde, zuständig für Spiel und Sport innerhalb der Ausbildung

Statusaktiv
ICQ100439060
IRC-NickBela

charentry
"Sie versprechen dir als Gardist ein Leben voller Ruhm und Ehre - einen siegreichen Kampf gegen das Verbrechen. Doch ist dieser zum Scheitern verurteilt, denn die Stadt des Glanzes glänzt nicht. Ihr Schein trügt, vertraue deshalb nur auf deine eigenen Fähigkeiten und die deiner Kameraden - helfen wird dir sonst niemand."

Geschichte

In einer düsteren Nacht am Hafenviertel in der Stadt des Glanzes

Die Stadt des Glanzes wird sie genannt. Béla musste es sich immer wieder ins Gedächtnis rufen – Stadt des Glanzes, Stadt des Glanzes...des Glanzes. Glänzen hatte er sie jedoch schon lange nicht mehr gesehen. Vielmehr konnte er gerade nur einen düsteren Vorhang aus Nebel sehen, der sich finster über das Hafenviertel niederlegte. Es müsste bei weitem schon Mitternacht sein, hatte er doch sein Zeitgefühl in den zahlreichen, schier endlosen Nachtschichten verloren. Es war eine dieser Nächte, an der Béla zweifelte, ob es das wert sei, was er tat. All dieses Pack – man konnte sie noch so oft in den Kerker sperren, noch so oft prügeln. Doch sie kamen immer wieder aus dem Kerker, immer wieder standen sie vom Boden auf und als wäre nichts gewesen, setzten sie das fort, was sie am besten konnten: klauen, rauben, schlagen. Vielleicht waren sie dafür bestimmt. Dafür bestimmt, das Ungleichgewicht in diese Stadt zu bringen. Vielleicht war er dafür bestimmt, das Gleichgewicht zu wahren. Doch zweifelte er in den letzten Jahren immer mehr daran, dass ein solches Gleichgewicht existiert. Und wenn ja – was sollte er schon machen? Er war nur ein einfacher Gardist, in einer Stadt, dessen Glanz nur trügt.

Bèla hatte schon seit einer Stunde dieses Kribbeln im Körper. Es musste eine Taverne aufsuchen, denn die innere Uhr verriet ihm, dass es Zeit für ein frisches Bier sei. Diese Uhr klingelte jedoch zu häufig in letzter Zeit. Es war den Gardisten strikt untersagt, innerhalb des Dienstes zu trinken, doch war er hier sicher. Hier kannte man ihn, hier würde ihn niemand verpfeifen. Vielleicht täte es der Junge neben ihm, er war nicht älter als 16 Jahre, aber wahrscheinlich würde dieser es sich nicht trauen. Er wurde Béla heute als Partner bei der Streife im Hafenviertel zugeteilt. Die Uniform war noch ein wenig zu klein für seinen noch so jugendlichen Körper. Doch strahlte er schon eine gewisse Erfahrung aus, die verriet, dass er -selbst für sein junges Alter- schon einiges erlebt hatte. Béla war selber nicht viel Älter, als er als Rekrut der Stadtgarde beitrat. Jetzt brachte er es schon auf 7 Jahre in seinem Beruf. Zwar war er mit 23 Jahren selber noch ein junger Spund, doch waren 7 Jahre im Dienste des Kaisers eine geraume Zeit, in der eine Menge Erfahrung gewonnen werden konnte.

Bevor Béla die Tür der Taverne aufstoß, warf er flüchtig einen Blick auf das Schild der Schenke – der Name war kaum noch zu lesen. Doch kannte er dieses Haus. Seine Mutter arbeitete vor einigen Jahren noch hier, bevor sie starb. Sie versorgte das Volk mit dem, was es wollte. Insgeheim hoffte der junge Gardist, dass sie es bei dem Ausschenken der Getränke beließ.

Den beiden Gardisten kam beim Betreten der Taverne ein Geruch aus altem Schweiß und Alkohol entgegen. Es wurde laut gelacht, hier und dort war das Scheppern von anstoßenden Bechern zu hören. Man kannte sich. Flüchtig wurde dem Gardisten zugenickt, ein paar Handschläge auf halben Weg zur Theke – er wuchs schließlich hier in diesem Viertel der Stadt auf. Aber auch skeptische Blicke schielten aus den dunklen Ecken der Spelunke. Auch könnte man meinen, dass ein wenig mehr Ruhe in die Kneipe eingekehrt war, seit die beiden Männer diese betraten hatten.

Die beiden Uniformierten ließen sich an einem freien Platz am Thresen nieder. Béla begrüßte die Bedienung mit einem halbherzigen Lächeln und stellte ihr seinen jungen Kameraden vor, ehe er ein Bier bestellte.

Mit zwei heftigen Zügen war der Krug dann sogleich auch wieder geleert. Das Kribbeln im Bauch verschwand und die Uhr wurde wieder ein kleines Stück aufgezogen. Wäre es ihm nicht vollkommen egal, was der junge Kamerad über ihn dachte, würde er sich wohl schämen, für das, was er tat.

Es war wieder eine dieser Nächte, an denen Béla sich fragte, wie er zu dem Mann wurde, der er heute nicht sein wollte.


Kapitel I – Jugendzeit

Man könnte sagen Bélatucadros sei in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, was auch Größtenteils der Wahrheit entspräche, gäbe es nicht seinen Onkel Janos – der immerhin Besitzer einer Werft in der Stadt des Glanzes war und so zumindest ansatzweise dem Familiennamen Ferdok zu einem angesehenem Namen machte. Im Gegensatz zu seinen Eltern. William und Lidia Ferdok waren wohl das Durchschnittlichste, was die Unterschicht in dieser Stadt hervorbringen konnte. Der Vater erarbeitete sich sein krummes Rückgrat täglich als Schreiner in der Werft seines Bruders Janos und wenn er mal nüchtern war, machte er eine gute Arbeit. Bélas Mutter stellte sich dem lüsternden Liebäugeln des berauschten Hafenvolkes als Schankmaid der Hafentaverne. Nur die Götter wissen, wohin das Schicksal den jungen Béla verschlagen hätte, hätte sein Onkel nicht fürsorglich seine Hand über das einzige Kind seines Bruders gehalten. Onkel Janos selber hatte keine Kinder – und auch keine Frau. Er sagte selber, er sei zu beschäftigt für die wirkliche Liebe. Die andere Liebe könne er sich auch mit blanken Münzen kaufen, gab er meist mit einem schmierigen Lächeln zu verstehen. Nichts desto trotz war Bélas Onkel ein Mann von Welt. Er war vermögend, gebildet und kleidete sich gut. Auch in seiner spärlich vorhandenen Zeit gab er Acht auf seinen Neffen. Darauf, dass er stets einen vollen Magen hatte und auch dass er sich intellektuell von den üblichen Hafenkindern hervorhob. So sorgte er täglich für Privatunterricht durch einen eher durchschnittlichen Leher. Doch reichte dieser Unterricht, um Béla das Schreiben und Lesen beizubringen und ihm hier und da einige Geschichten über das Kaiserreich nahezulegen.

Wahrscheinlich war es der innere Wille seines Onkels, dass Béla eines Tages die Geschäfte seines Onkels übernehmen solle, wenn bei diesem in ferner Zukunft die Lebenslichter erlöschten. Béla jedoch war kaum interessiert an Handelsgeschäften. Schon immer war zutiefst fasziniert von den Soldaten des Kaisers, wie sie in ihren stählernden Rüstungen dahin stolzierten. Weniger war es die Rüste und das Schwert, welches die Soldaten trugen, was ihn beeindruckte – vielmehr reizte ihn der Wille, für etwas zu kämpfen, an das man glaubte. Für etwas einzustehen, das man für richtig hielt.

Für etwas zu kämpfen, an das man glaubte, versprachen die uniformierten Gardisten auf den Straßen im verruchten Hafenviertel, als diese, wie so oft, versuchten Jünglinge anzuwerben. Ein Kampf gegen das Verbrechen in der Stadt, der kurz vor dem Siege stand, wurde versprochen. Der junge Bélatucadros könne hier einen wichtigen Beitrag zur Gerechtigkeit beitragen. Er würde das Kämpfen mit Schwert und Schild beigebracht bekommen und das Volk würde ihn respektieren – ganz zu schweigen von einem üppigen Sold und einer glänzenden Uniform. In den Ohren eines jungen, abenteuerlustigen Recken klangen diese Worte wie Musik. Béla hatte jedoch keine Ahnung von Musik und so bewilligte er dem Dienst bei der Garde.

Was auch immer den Jungen dazu trieb, seine zwei Kreuze bei der Garde des Kaisers zu machen, bestürzte Onkel Janos zutiefst. Hatte er doch all seine Hoffnung und all das Geld in den Neffen investiert. Aber nun schloss er sich der „Schmiere“ an, wie Onkel Janos sie meist betitelte. Für Janos war es ein Grund, seinen Neffen aus seinem Herzen zu schließen und tatsächlich wechselten die beiden nie wieder ein Wort miteinander. Den Eltern war es recht, dass ihr Sohn nun auf eigenen Beinen stehen sollte. So brachte er doch einige Münzen mit nach Hause. Aus der Sicht seiner Eltern strebte er zumindest einen ehrenhaften Beruf an, für dass sie sich nicht schämen mussten.

Denn auch Béla war stolz, als er mit seinen wenigen Habseligkeiten vor der Kaserne der Garde stand.


Zurück in der Taverne am Hafen

Kaum war das erste Bier im Körper des Gardisten verschwunden, blickte er sich suchend in der Taverne um. Die Blicke der zwielichtigen Gäste in der Taverne fixierten den Diener des Kaisers und hätte Béla es gewollt, so hätte er ihnen standhalten können. Doch war er auf der Suche nach einer bestimmten Person, einer Person, dessen Namen er nicht einmal kannte, die ihm jedoch mittlerweile vertraut war wie ein eigener Bruder. So wanderten seine Blicke von Gast zu Gast. Letztendlich blieb sein Blick jedoch an einem Tisch in der Mitte der Spelunke hängen. Die Art von Person, die er suchte, würde man wohl eher in der hintersten Ecke der Taverne erwarten; mit dunkler Kapuze und kalten, trüben Augen. Doch wusste sein Bekannter sich gut zu verbergen.

Béla klopfte seinem jungen Begleiter auf die Schulter und deutete ihm an, zu warten. <<Ich bin sofort wieder da, halte du die Stellung, falls etwas passieren sollte.>> Er wandte sich von dem jungen Rekruten der Garde ab und marschierte eher langsam zum besagten Tisch, den er zuvor mit seinen grünen Augen fixierte.

An ihm saß ein Mann mittleren Alters – gut gekleidet, gepflegt, ein freundlicher Blick auf der Miene. Man könnte meinen, Béla setzte sich zu einem alten Freund, der einen ordentlichen, bürgerlichen Beruf ausübe.

Der junge Rekrut beobachtete die Szenerie und versuchte dabei möglichst nicht aufzufallen. Der junge Auszubildende sah, wie sein Streifenpartner einen Handschlag mit der Person am Tisch austauschte. Es entstand ein Gespräch zwischen den beiden. Hätte man den Rekruten gebeten, zu erzählen, was sich der Gardist und der Mann an dem Tisch zu sagen hatten, hätte er wohl kaum etwas dazu sagen können, da er zu weit weg saß. Er konnte lediglich die Mimiken der Beiden zu deuten versuchen . Es schien beinahe so, als verhandelten sie über irgendetwas. Das Gespräch dauerte eine Zeit lang, ehe der unbekannte Mann dem Gardisten Bélatucadros einen Beutel überreichte. Der Rekrut kannte diese kleinen Beutel aus Leder – sein Vater nutzte sie, um größere Mengen Geld in ihnen zu lagern. Er sah wortlos zu, wie Bélatucadros das Geld entgegen nahm. Jedoch wurde der Rekrut immer nervöser, denn sein Mentor für diese Nacht übergab dem Gesprächspartner keine Ware – nur ein freundliches Händeschütteln, ein paar Worte und ein Nicken. Ein Nicken mit dem man anderen Menschen für normal bestätige, dass alles seinen richtigen Lauf nehme. Dem Rekruten schien scheinbar ein Kloßs im Hals zu stecken, als Bélatucadros sich wieder an seinen Tisch setzte.

<<Gehen wir weiter? Das war alles was ich hier erledigen wollte.>> gab Béla preis, ehe er der Schankmaid noch ein Lächeln zuwarf und Richtung Tür wanderte.


Kapitel II – Stillgestanden, Rekrut!

<<Wer sind wir, Rekrut?!>> die Schreie hallten durch die Ohren des jungen Rekruten. <<Die Garde!>> Béla hoffte, dass seine Worte dem Ausbilder ebenso in den Ohren wehtaten, wie seine eigenen. <<Und wessen Garde sind wir?!>> Die Worte drangen wieder stechend in seinen Kopf, ehe der Schmerz des vorherigen Gebrülls gänzlich verschwunden war. <<Die des Kaisers!>> beteurte Béla mit klaren, starken Worten und insgeheim hoffte er, dass sie dem Ausbilder genügten. Manchmal wachte er Nachts auf und war kurz davor, diese Anworten zu schreien. Doch meist realisierte er, dass es nur ein Traum war und konnte das unkontrollierte Brüllen der tief eingeprägten Standartanworten verhindern. Doch auch den anderen Rekruten ging es nicht anders. So kam es hin und wieder vor, dass im großen Schlafsaal der ein oder andere Jüngling erschrocken erwachte und laute Schreie in die mitternächtliche Stille warf.

Insgesamt war Bélatucadros ein stolzer Rekrut. Er strahlte wie die Sonne der südländischen Wüste als er das erste mal die Uniform anziehen durfte und seine Brust schwoll nicht mehr ab, nachdem er die Gardisten-Kluft seiner Mutter das erste mal präsentierte. Er hätte sie und das Wappen des Kaisers verteidigt, auch wenn es ihn sein Leben kostete. Selbst nach der tausendsten Liegestütz für seine Kaiserschrie er nach mehr. Seinen Leistungen entsprechend waren auch seine Ausbilder zufrieden mit den Leistungen des jungen Ferdok.

Innerhalb der harten Ausbildung sah der junge Bélatucadros, wie immer mehr seiner Kameraden an der kräftezehrenden Ausbildung zugrunde gingen. Es hieß von Anfang an, dass die Garde nur die Stärksten, Schnellsten und alles in allem nur die Besten der Besten nehme – und beim Arsch des Kaisers, Béla war einer von ihnen und er war stolz darauf!

Und da kam der Tag, an dem sich all die, die sich zu den Besten zählten, in Reih und Glied vor dem Kasernengebäude aufstellen durften. Die Uniformen blank poliert und hundertfach auf ihre Richtigkeit geprüft. Das richtige Salutieren und die richtigen Antworten auf bestimmte Fragen saßen ebenso perfekt wie der kurze Bürstenhaarschnitt. Es sollte eine rundum perfekte Sache werden. Es gab eine kurze Ansprache von einigen wichtigen Persönlichkeiten und auch der damalige Hauptmann Arvalle ließ es sich nicht nehmen, feierlich seinen Glückwunsch zu bekunden. Er überreichte den Gardisten eine sauber geschriebene Ernennungsurkunde und schüttelte sogar jedem Einzelnen die Hand. Der Hauptmann persönlich schüttelte die Hand des jungen Ferdok – es war ein gar atemberaubendes Ereignis im Leben des noch halbstarken Wachmannes.

Diesen Moment wollte sich Bélatucadros ewig im Gedächtnis halten und ihn nie wieder verlieren. Doch verriet ihm der feuchte Händedruck des Hauptmannes und die nicht einmal unterschriebene Ernennungsurkunde des Kaisers nicht, was ihn auf der Straße in der Stadt des Glanzes erwarten würde.


Weiter auf Streife mit dem Rekruten

Béla schaute etwas nachdenklich auf seine rechte Hand, als spüre er noch den festen Händedruck von Hauptmann Arvalle. Es waren mittlerweile 7 Jahre vergangen als er im Jahr 655 der Garde als Rekrut beitrat. Es schien ihm, als verginge die Zeit wie im Flug und je älter er wurde, umso schneller zog sie an ihm vorrüber.

Der Gardist marschierte mit seinem jungen Rekrut durch die Gassen des Hafenviertels der Stadt des Glanzes. Es war die Regel, dass sich hier betrunkene Bürger sammelten, die nach Feierabend ihren Sünden fröhnten. Doch heute waren es mehr als sonst, als kämen sie aus ihren Löchern heraus, nur um den beiden den Abend zu verderben. Bélatucadros konnte sie nicht mehr sehen. Er fand es schon immer furchtbar betrunkene Leute ertragen zu müssen, ohne selbst betrunken zu sein. Diesem Problem ist er mittlerweile geschickt aus dem Weg gegangen – ohne diesen Leuten dabei selber aus dem Weg zu gehen. Er hielt sich kurz seine Hand vor den Mund, nachdem er säuerlich aufgestoßen hatte und ihm der Geruch des Bieres, welches er zuvor in der Taverne trank, durch die Nase drang.

<<Wie lange seit ihr schon Gardist, Herr Ferdok?>> fragte der junge Rekrut, um die Stille zwischen den beiden zu brechen und vielleicht auch, um das Gegröhle der Betrunkenen zu übertönen. <<Schon eine längere Zeit, warum fragt ihr, Rekrut?>> Béla blickte ihn nur kurz mit seinen grünen Augen, die im Fackelschein ein wenig strahlten, an. <<Nur so. Habt ihr euch schon um eine Beförderung bemüht? Ihr seid doch noch jung und schon lange dabei, das sind doch hervorragende Voraussetzungen!>> Der Rekrut legte eine freundschaftliche Miene auf. <<Leider ist es in der Garde oftmals so, dass nicht alleine die Leistung zählt, sondern viel mehr die Kontakte und wie sehr man seinen Vorgesetzten in den Arsch kriecht.>> Bélatucadros verzog keine Miene bei seinen Worten. Er glaubte scheinbar tatsächlich an diese Worte. Vielleicht redete er sich es auch nur ein, um eine Erklärung dafür zu finden, warum er sich Tag für Tag noch immer mit dem üblen Pack der Straßen umherschlagen musste.

Die Worte hatten den vorher gesprächslustigen Rekruten scheinbar die Worte verschlagen und es herrschte wieder eine bedrückende Stille zwischen den Beiden.

Aber der Gardist Ferdok musste über seine Worte nachdenken. War es tatsächlich so? Warum war er noch hier auf der Straße und hatte noch keinen eigenen Schreibtisch wie der Waffenmeister Liam Ambareth – er war auch nicht viel älter als Béla. Hätte er ehrlich gesprochen, so hätte er dem Rekruten gesagt, dass er mehr in seinem Leben erreichen wolle, dass er ein verdammt guter Gardist sei und er nicht wisse, warum er sich nicht um eine Karriere in der Garde bemühe.

Bélatucadros musste mehr erreichen. Egal mit welchen Mitteln.


Kapitel III – Abschied

Wortlos und mit geschlossenen Augen stand er vor dem Grab seiner Mutter. Er zeigte keine Anzeichen von Trauer, denn Gefühle machten ihn schwach und angreifbar. Er atmete tief ein und aus; er versuchte seinen innerlichen Zorn, der in ihm lag zu bekämpfen. Der Tod seiner Mutter war grundlos und spiegelte genau dieses Bild der Stadt des Glanzes wieder, welches ihn die nächsten Jahre weiterhin begleiten würde und seine Art und Weise, wie er lebte so stark zu beeinflussen vermochte. An diesem bitterkalten und regnerischen Abend des Monats Samhainn im Jahre 660 bezweifelte Bélatucadros das erste mal das, wofür er einstand und wofür er vorher mit ganzem Herzen zu kämpfen glaubte.

Zwei Tage zuvor.

Es war trocken, schon ziemlich kalt, aber immerhin trocken. Zwischen den dichten Wolkenketten tauchte das ein oder andere mal auch die blasse Sonne auf, die sich seit nunmehr drei langen Wochen nicht mehr hat blicken lassen. Dieses düster kalte und nasse Wetter zehrte an den Kräften der Menschen und so war es auch kein Wunder, dass an diesem Tage, die Menschen wieder auf die Straßen gingen – hatte man zuvor doch fast nur die Gardisten selber im Regen ihre Patroullie gehen sehen.

Reges treiben bedeutet auch rege Kriminalität, so war es auch an diesem Tag die Regel, dass der ein oder andere Taschendiebstahl in der Kaserne der Garde zur Anzeige gebracht wurde. Doch war es nicht das einzige Verbrechen, welches man an diesem Tage der Stadtwache zutrug. Eine Leiche einer Frau sei gefunden worden, gleich in der Nähe des Hafens. Einige Gardisten seien schon vor Ort und so ließ auch Bélatucadros sich dieses Spektakel nicht entgehen.

Es war direkt hinter der Taverne am Hafenviertel, sagte man dem jungen Gardisten. Vor Ort angekommen fand man eine blasse Menge von Menschen vor, die allesamt entsetzt auf den leblosen Körper der Frau hinabstarrten. Einige Gardisten versuchten die Schaulustigen beiseite zu drängen, als Bélatucadros durch die Menschenmenge schritt. Zunächst sah er nur zwei blasse Füße – kleine Füße – es mussten tatsächlich die einer Frau sein. Kaum zu übersehen war, als er näher herankam, der entkleidete Unterleib der Frau – möglicherweise sogar eine Vergewaltigung? All diese Gedanken schossen dem jungen Gardisten durch den Kopf, als er sich versuchte, einen Tathergang zu erschließen. Er war so beschäftigt damit, dass er im ersten Moment das Gesicht der Frau gar nicht realisierte, obwohler direkt vor ihr stand. Vergewaltigt und sogar die Schuhe geklaut; Einstichwunden am gesamten Körper. Bélatucadros schüttelt kurz den Kopf, um seine Abscheu gegenüber solchen Menschen von sich zu werfen. Als er dann scheinbar wieder zu Sinnen kam, betrachtete er das Gesicht der Frau. Es war voller Blut, die Nase scheinbar gebrochen. Um so länger er sie sich anschaute, um so schlechter wurde ihm. Er taumelt stark rückwärts, die Hände hatte er schützend vor sich gehalten, nachdem er realisiert hatte, wer dort vor ihm lag. Sogleich wandte er sich um und übergab sich an die Mauer der Taverne.

Es war seine Mutter.


Im Schlafsaal der Garde

Wirre Gedanken schossen durch den Kopf des Gardisten, als er sich nach der beendeten Nachtschicht mit dem jungen Rekruten zum Morgengrauen ins Bett gelegt hatte. War es wirklich notwendig, seine negativen Gedanken über die Garde einem Jüngling anzuvertrauen, der gerade erst am Anfang seiner Karriere stand? Aber auch die Rekruten mussten lernen, dass es auch andere Meinung zur Garde gab, als die der kaisertreuen Ausbilder.

Hin und hergerissen kam ihm dann, wie so oft am Tag, der Tod seiner Mutter wieder vor Augen. Sie arbeitete fleißig, war freundlich zu jedem und musste solch ein bestialisches Ende nehmen. Von einem Mann ermordet, dem selbst ein Mord für Schuhe und die Befriedigung seiner Triebe nicht abwägig war. Bélatucadros hatte sich immer versucht, anzustrengen, um all dem üblen Geschehen draußen auf der Straße den Kampf anzusagen. Doch hatte dies erfolg? Es war egal wie hart und in welcher Weise er arbeitete – das Verbrechen konnte man nicht aufhalten. Es würde täglich seinen weiteren Lauf nehmen, ohne dass die Garde einen Einfluss darauf hätte. Wofür sollte er dann noch sein Herzblut in diese Sache stecken? Seine Mutter war tot, obwohl die Garde Tag für Tag die Straßen kontrollierte.

In den späteren Ermittlungen stellte sich heraus, dass man der Mutter Ferdok das silberne Amulett, welches ihr Vater Ferdok zur Hochzeit schenkte, geraubt hatte. Sie trug es immer um ihren Hals, selbst beim Schlafen legte sie es nicht ab. In den nächsten Jahren nach dem Mord hatte sich Bélas Vater mehr und mehr dem Alkohol hingegeben und verließ selten das Haus. Es kam dann, wie es kommen sollte und Vater Ferdok wurde eines Tages tot in Bélas Elternhaus aufgefunden. Scheinbar hat er es nicht mehr ohne seine Frau ausgehalten und nahm sich das Leben. Das einzige was ihm von seiner Familie blieb war Onkel Janos – dieser ließ sich jedoch selbst zu diesem Zeitpunkt nicht mehr bei seinem Neffen blicken.

Zwei Jahre waren seit dem Mord vergangen, doch mittlerweile hatte Béla es aufgegeben, nach Hinweisen auf den Mörder zu suchen. Es war einfach viel zu lange her. So lebt er nun Tag für Tag damit, mitten in der Nacht schweißgebadet aufzuwachen. Versuchend, die Bilder der blassen, leblosen Füße seiner Mutter aus seinen Träumen zu verjagen.

Und so fristet Bélatucadros nun sein Leben, hin- und hergerissen zwischen Ordnung und Verrat, in einer Stadt dessen Glanz trügt.