Message |
|
Fast jeden Morgen steht Gisella allein im verschneiten Kampfplatz. Eingehüllt in ihre grünlich schimmernde Mekritrüstung, bewegt sie sich mit vorsichtiger Kontrolle, der Helm tief über das Gesicht gezogen. Das seltene Metall ihrer Rüstung, matt gearbeitet, verschmilzt mit der winterlichen Umgebung. Nur an ihrem gefrierenden Atem, der in kleinen, silbrigen Wolken aus den Schlitzen des Helms steigt, erkennt man, dass da ein Mensch im Kampf gegen die Kälte und sich selbst steht. In der linken Hand trägt sie einen schlichten Drachenschild aus Eisen, leicht und funktional. Dieser Schild gibt ihren Bewegungen Sicherheit, ohne sie in ihrer Beweglichkeit einzuschränken. Er hebt sich kaum gegen den Schnee ab, glitzert nur ab und zu unter der Last der fallenden Flocken. Ihr Langschwert aus Mekrit führt sie mit einer Mischung aus Entschlossenheit und Vorsicht. Die Klinge ist lang und schwer, eine Herausforderung, doch sie gibt nicht nach. Bei jedem Schwung gegen ihre unsichtbaren Gegner ringen Kraft und Kontrolle miteinander. Sie hebt die Waffe mit einem Ruck, die Muskeln ihres Arms angespannt, und lässt die Klinge in einem weiten, geraden Hieb niedersausen. Die ersten Schläge sind präzise, aber nach und nach kämpfen ihre Bewegungen gegen das zunehmende Gewicht. Mit festem Griff und angespannten Schultern hält sie die Schwertspitze oben, auch wenn die Kälte das Gewicht auf ihrer Hand ruhen lässt, als hätte es sich verdoppelt. Jeder Atemzug ist sichtbar, jeder Schwung scheint von der Stille des fallenden Schnees verschluckt zu werden. Die kühle Morgenluft treibt ihre Anstrengung in weißen Dampfwolken aus dem Helm, die sich in der frostigen Atmosphäre auflösen.
|
|
|
Nach einigen Wochen sieht man sie nicht mehr nur mit einem Langschwert hantieren, sondern in einer vollständigen Rüstung aus Mekrit. Sie kommt immer ungerüstet den Berg herunter, alles in Taschen mit sich tragend, verschwindet im anliegenden Haus der Alchemisten, um sich dort die Rüstung anzulegen. Vollständig gerüstet läuft sie erst ein paar Runden durch die Arena, bevor sie Übungen mit Schild und Schwert vollzieht. Als würde sie gegen einen unsichtbaren Gegner kämpfen schlägt sie das Schwert in die Luft. Nicht immer ist sie ihrer eigenen Wucht gewachsen und die eiserne Klinge berührt den Boden, bevor sie den Schlag abfedern kann. Wann immer sie die Klinge nicht richtig halten kann, hebt sie den Drachenschild an, als würde sie einen gegnerischen Angriff erwarten, wenn sie einmal nicht richtig aufpasst.
|
|
|
Nahezu täglich sieht man eine junge Frau auf dem Kampfplatz stehen. Die ersten Wochen hat sie vor allem ihr Langschwert nur gehalten. Lange. Vor sich, über sich, Hauptsache es berührt den Boden nicht. Wenn ihre Arme zu sehr brannten, um die Waffe noch richtig zu halten, waren als Ausgleich Laufrunden angesagt. Mit der Zeit wurde beides verbunden und das Schwert ihr ewiger Begleiter. Abseits davon scheint sie sehr zurückgezogen zu sein. Sie ist höflich und grüßt immer freundlich, vergräbt sich dann aber gleich in ihr Training. Mit den ersten Sonnenstrahlen kommt sie den Berg runter, wenn die letzten verschwinden, geht sie ihn wieder hinauf.
|
|
|
|
|