Sie erwachte mit dem ersten Licht des Tages, noch schien die Stadt zu schlafen, hier und da rief ein Vogel, eine Katze sonnte sich im frühen Morgenlicht. Katouh’s Füße führten sie in die nahegelegene Wüste, jetzt da die Sonne noch nicht ihre volle Kraft entfaltet hatte, war es erträglich und sie fand frischen Wüstenpfeffer und wilden Ingwer der sich sicher gut auf dem Markt verkaufen ließ. Doch wie aus dem Nichts näherte sich ihr ein riesiger Skorpion. Katouh schaffte es gerade noch so zurückzuspringen, einen Pfeil am Bogen anzusetzen und zu schießen bevor er sie angreifen konnte. Sie war noch keine besonders gute Schützin, doch es reichte, um diesem Angreifer den Garaus zu machen. Sie würde achtsamer sein müssen, wenn sie diese Wüste überleben wollte.
Leicht eingeschüchtert begab sie sich wieder zum Juwel, welches ihr Sicherheit bot und sie traf abermals auf Kesvinn. Diese überreichte ihr Kleidung, die einer Schützin Bewegunsfreiheit bieten würde, und zufrieden nahm Katouh es an und legte Takamas Hose in ihr Bankfach. Das war viel besser, doch traute sie sich nicht zu danken, dem Asshak entsprechend würde sie damit die Würde Kesvinns missachten.
Ein neues Abenteuer wartete auf sie – eine Reise auf einem „Fliegenden Teppich“ in Richtung einer Stadt im Sumpf namens Dengra. „
Hier gibt es einen Bogner namens Finn, hinterlasse ihm doch eine Nachricht, du brauchst doch Pfeile, oder?“ sprach Kesvinn und so suchte sich Katouh Papier und Stift und schrieb eine Nachricht die sie in der Bank hinterließ.
Wieder ging es zurück zum Juwel der Wüste mittels Teppich. Was wohl ihre Familie sagen würde zu all diesen Abenteuern? Angstvoll blickte sie hinab auf die unter ihr vorbeiziehende Landschaft. Es war einschüchternd und herrlich zugleich. Etwas am Luftstrom verhinderte, dass sie hinabfielen, ja es war geradezu so, als würden sie in einer Art Blase sitzen, vom Teppich angezogen werden!
Am Abend nahm Kesvinn sie mit zu Issam, dem Siegelhüter. Er war ein beeindruckender, schon etwas älterer Mann der ein grausig anmutendes Brandzeichnen mitten auf der Stirn trug.
Er lud die beiden Frauen zum Tee ein und erzählte Katouh die Geschichte des Juwels, sein Entstehen, seine Besetzung durch die kaiserlichen Armeen und dessen Befreiung.
So ganz erschloss sich ihr nicht seine Stellung, er verwahrte so wie sie es verstanden hatte ein Siegel, welches ein Grab verschlossen hielt. Er war der Siegelhüter. Und somit anscheinend eine sehr bedeutsame Persönlichkeit.
Später am Abend traute sich Katouh Issam um Rat zu bitten. Sie erzählte wie ihre Familie verschwunden sei, wahrscheinlich entführt worden sei, und erhielt zur Antwort, dass nicht sie allein ein solches Schicksal durchleben habe, sondern auch Kesvinn und eine andere ihr noch unbekannte Südländerin. Die Wüste sei ein gefährlicher Ort, es durchquerten Räuber und Sklavenhändler die Sandberge, Durst und Hunger lauerte an jeder Ecke, giftige Skorpione und Schlangen taten das ihre.
Allerdings gäbe es einen Ort in den Bergen an dem man den Ahnen ein Opfer bringen könne. Ob man mit der Antwort zufrieden sein würde, stünde auf einem anderen Blatt.
Plötzlich wurde Katouh still, was wenn sie den Tatsachen nicht ins Auge sehen wollte.
Sie würde nachdenken müssen und sich dann entscheiden.
Kes und Issam sprachen von einem Zimmer welches an Neuankömmlinge vergeben werden würde, doch Katouh wollte sich nicht aufdrängen, doch nahm es dankbar zu Kenntnis.
Ein sauberer, kühler Raum war sicher angenehmer als das Stroh im Pferdestall. Sie würde auf das freundliche Angebot zurückkommen schwor sie sich.
Wieder war ein Tag vergangen und Katouh blickte hinauf zum Sternenhimmel, welcher sich hier so klar und funkelnd öffnete. Sie würde sich den Ahnen anvertrauen und ihr Schicksal annehmen.