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Leben ob des Lebens wegen? RSS feed
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Ray/Elda


Joined: Apr 6, 2015
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Fast vier Jahre war es mittlerweile her- dieses eine, einschneidende Erlebnis. Doch von Anfang an schien ihr Neues Leben nicht unter einem guten Stern zu stehen. Sie reflektierte, rief sich Gespräche, Geschehnisse, Menschen wieder in den Kopf.

Zu Oberst stand Blend. Ihr Sohn, den sie seit so vielen Jahren suchte und vermisste. Asra hatte ihr einen Weg gezeigt, wie man ihn vielleicht finden konnte. Es steckte so viel Hoffnung darin, Hoffnung, die sie nur noch weiter zerbrach. Sie hatte über die Jahre der Suche alles verkauft, was einst der kleinen Familie gehört hatte. Nichts war mehr übrig- kein Hemd, keine Hose, nichteinmal ein Teller, den ihr Sohn damals benutzt hatte. Das Einzige, was Feliz noch mit Blend verband war ihr eigen Fleisch und Blut. Ihr Körper, der das Kind unter dem Herzen hatte wachsen lassen- und dieser Körper ward vergiftet.
Es kam ihr nicht so vor- nicht immer. Aber jedes Mal wenn sie an Blend dachte, an Asra und ihr Angebot kam es wieder- der üble nachgeschmack des Fremdkörpers, für den sie eigentlich unendlich Dankbar war. Jetzt aber machte es sie fertig. Nichtnur sie. Sie beide. Denn auch Ray wollte eigentlich, dass der Kleine gefunden wird. Die Wünsche, die Hoffnungen, sie waren eins. Die Qual ward gedoppelt.

Das, was sie noch auf andere Gedanken bringen konnte, war der Kampf. So war es eigentlich schon immer gewesen. Einfach in die Schlacht zu ziehen befreite. Es befreite den Körper, der Schmerz zeigte, dass man noch lebte und die Freude über den Sieg setze so viel Emotionen frei, dass man einfach nur glücklich und erschöpft daraus hervor gehen konnte, wenn man denn siegreich war. Doch selbst hier schwang mittlerweile nichts mit, als Schmerz. Sie hatte ihn verloren. Den Mann, der sie noch vor weniger Zeit gefragt hatte, ob sie seine Frau werden wollte. Den Mann, dem sie auch künftig nicht aus dem Weg gehen konnte, da er ihr die Rüstungen und Waffen reparierte. Mittlerweile zerfielen die Rüstungen schon dermaßen, dass sie sie eigentlich nurnoch einschmelzen konnte um das Material für neue Rüstungen und Waffen zu nutzen. Zu retten waren sie kaum noch. Er war selten da, und sie wollte noch seltener hin. Irgendwo aber, tief im Inneren gab es einen Teil, der sich auf die seltenen Besuche bei ihm Freute. Ein Teil von Ray, der einfach nur entspannte, wenn Baldrik sich verhielt, als würde er nur von einen Tag auf den nächsten leben. Dem es egal war, was andere dachten oder sagten, der einfach nur seine Arbeit machte. Ja- bei Ray war er, als gäbe es keine Gerüchte, keinen dreckspuckenden Johann, keine sie wegschickende und ignorierende Verdis, keinen Leon. Baldrik war einfach nur nett, wie immer. Und das ausnahmsweise zu Ray, statt zu Feliz. Es war zum haareraufen- der Mann, der hätte ihr Glück werden können war zu der, die sonst auf ihr unerklärliche Weise das Pech gepachtet hatte, nett. Während ihr jedes Mal das Herz zerriss, wenn sie ihn besuchen musste. Vorbei waren die befreienden Kämpfe- spätestens dann, wenn sie die immer zahlreicher werdenden Einrisse und Beulen in der Ausrüstung sah.

Vorbei war im Grunde auch ihr Leben in Dengra. Immer öfter fragte sie sich, was sie noch hier sollte.
Verdis mied und schnitt sie wo sie konnte, erinnerte sich nicht wenn sie mehrfach um Audienz bat aber schob sie nun seit Monaten- oder waren es Jahre- weg. Es gab keine Gespräche mehr wie damals über den Bund, gab kein gemeinsames Bad mehr wo Feliz und sie einfach nur frei waren und Frauengespräche führten. Und das Beschaffen der Rüstung für Ray endete in dem, von dem sie wusste, dass Verdis es eigentlich nciht mochte: bestellen, abholen, gehen. Kein Gespräch. Keine menschlichkeit. Nichts, als trockener, nüchterner Handel. Selbst die Versuche auf ein Gespräch scheiterten- jedes Mal, seit Monaten "kommt wann anders wieder, ich hab Kunden". Und das wäre noch freundlich ausgedrückt.
Leon war im Grunde der Eigenbrödler, der er immer war. Doch hier lag es wohl an Ray- oder Feliz, oder wem auch immer. Leon hatte sie verletzt, mehrfach. Und das meiste wusste er wahrscheinlich nichteinmal. Schon von Anfang an hieß es immer, Ray muss doch irgendetwas wollen. Doch sie wollte nichts. Sie brauchte nichts. Das wenige, was sie hatte, waren ein paar Worte von Sartarion, was er wohl als "zu wollend" für gut heißen würde. Nicht unbedingt, dass sie mit dem überein kam.
Eines allerdings, das hatte Ray gerührt. Die Statue, die Leon fertigen wollte. Es war damals, vor knapp drei Jahren, ein so großes Zeichen gewesen, dass sie ziemlich viel dafür getan hätte. Mittlerweile, so kam es ihr vor, war es einfach zu spät. Für sie war das Dorf zerbrochen. Mehr sogar noch. Leon hatte ihr sogar – ob unbewusst oder nicht war hier noch strittig- die Möglichkeit verwährt, einen Schmied aus dem Südland für ihre Rüstungen zu gewinnen. Dem war es völlig gleich, dass Ray in Sachen Karhima nur nach Leons Anweisungen gehandelt hatte, nur ausfüllen musste, was ihr eben zugeordnet war. Dem war es ebenso gleich, dass sie mit dieser heilen Rüstung hätte das Leben der Kommandantin des Juwels schützen sollen, dass jene für sie bürgte. So wie er sie damals in den Tod trieb, trieb er sie Mal wieder zur Weisglut. Aber Ray war besonnener als damals- sie hatte Zeit. Auch wen sie sonst nichts hatte, Zeit war ihr gegeben. Ob sie es wahrhaben wollte oder nicht- sie konnte einfach nichtmehr zu Leon. Nich wegen Feliz, die sowieso seit dem Vorfall mit "den Ämtern" sämtliches Vertrauen, sämtliche Hoffnung in das Dorf verloren hatte, nicht für sich selbst.

Wer aber blieb sonst noch im Dorf übrig? Mathilda und Johann. Johann, das Buch mit sieben Siegeln. Sie war wirklich froh, dass er endlich Kommandant war. Dass sie endlich nichtmehr von allen Seiten gezwungen wurde,mit ihm zusammen irgendetwas zu tun. Er verstand ihre Ansichten nicht und noch weniger war er in irgendeiner Form bereit, sich irgendetwas erklären zu lassen. Johan war ein Sturkopf. Seine Meinung zählte, und egal wie verschroben die war, er blieb dabei. Selbst bei dem, was er dachte, dass andere zwingend wollen müssen.
Drei Jahre hatte sie dafür gekämpft zu beweisen, dass sie eigentlich nichts will, außer Sicherheit im Dorf. Diese Ideen hatte er teils ja sogar angenommen und umsetzen lassen. Aber sobals es über Militär hinaus ging dichtete er ihr sonstwas an. Egal was, sie wusste nichteinmal genau, was. Er spieh ihr Argwohn entgegen, drohte ihr vor Gästen dass sie sich vor was auch immer hüten sollte. Ray verstand seine Welt einfach nicht und war es leid, Teil dessen sein zu sollen.
Das einzige, was noch irgendwo für sie zählte, war die Familie. Ohne Baldrik, ohne Blend blieb nicht viel mehr, als Sartarion und ihre Schwester. Bei ihrem Mann war es eigentlich wie immer- er war da, oder eben nicht. Und wenn er da war war sie ganz sein, und das war in Ordnung so. Aber die Zeit dazwischen setzte ihr zu. Vielleicht war das gar der Grund, warum sie fast nurnoch über Kampf sprach oder sich beschwerte- es gab einfach nichts mehr, über dass sie reden konnte. Nichts, als Leere und Schmerz.

Ascia (Ray Mahin) , Kriegerin aus Dengra "Was die Zeit nicht löst, löst der Tod" Feliz Seiler, Betreiberin des Gast- und Handelshauses zu Dengra "Nichts geht über die Familie" Elda Iansdottir, Prospektor und Schmied der Axtwirbler
Ray/Elda


Joined: Apr 6, 2015
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Alles begann zu verschwimmen. Erinnerung wurde verzerrt, Traum schien wie Realität und längst Vergessenes lebte wieder voller Schmerzen auf.

Ihre Hand schmerzte, doch der Schmerz war so fern, ihr Kopf benebelt vom süßen, schweren Met.
Das Gespräch hallte wieder, Sehnsucht erfüllte den Körper mit bitterbösen Träumen voller Verlust. Baldrik, sie sah ihn in seiner Schürze vor der Esse stehen. Seine Arme glänzten vor Hitze und harter Arbeit. Ein Hund tollte herum, für den Moment schien es völlig logisch, dass sie nun doch in Baldriks Haus waren, das Tier, das sie nie besessen hatten streichelten und er bei Bier, sie bei Wein einfach nur miteinander lachten.
Das Lachen jedoch warf sie wieder herum, schleuderte sie in eine andere Zeit. Blend, ihr Sohn, wie er durch ihre damalige Schabracke tollte. So fröhlich war das kleine Kind, ihr ganzer Stolz in ihrem erbärmlichen Leben als Hure. Ihm ging es gut. Er sollte ihr Leid nicht spüren, ihre Sorgen wie sie ihn ernährte, wie sie ihm Kleidung beschaffte, welchen ekeligen Kerlen sie sich dafür hingeben musste. Er lachte, spielte- wieder der Hund. Scheinbar gehörte er in diesen Traum, Feliz machte sich keine bewussten Gedanken darüber.
Minzduft zog auf in der kleinen Hütte. Es war, als ob er durch alle ritzen des morschen Hauses drang und er mit Liebe und Wärme erfüllte. Es war wirklich warm heute. So warm, dass der stetige Wind der herein kam eine gute Erfrischung war. Er benetzte die Arme, den Kopf, er war pure Erleichterung.
Dann aber schwand der Wind. Der Minzduft verzog sich. Die eben noch angenehme Wärme der Sonne wurde verdunkelt. Feliz fröstelte. Stille lag im Haus. Ihr Magen begann zu schmerzen. Der Geruch des Sumpfes legte sich beißend in ihre Nase. Sie war allein.
Kein Kinderlachen erfüllte das zerfallende Gebäude, dass sie als ihr Heim sah. Holz brach, zersplitterte und traf sie in die Magengrube. Schreie Geräusche, irgendetwas war passiert, aber sie konnte es nicht greifen. Blend war weg, im Sumpf verschwunden. Mathi war weg. Mathi! Es war, als ob sie sie beobachten konnte. Wie aus der Vogelperspektive heraus sah sie ihre Schwester, sah wie die Südländer auf sie zustürmten. Sie zerstörten die Liebe, ihre Säbel zogen sich wieder und wieder über den Körper. Ihr Ebenbild brach zusammen. Der letzte Teil ihres Seins. Blut sickerte in den Sand, fast war es, als könnte sie jeden Sandkorn schmerzhaft auf ihrer Haut spüren wie Tausend Nadeln, tausend Säbel die sie einfach nur zerstörten.
Sie hörte, wie sich Menschen stritten.
Es war, als versuchte sie, sich im Traum zurück zu erinnern, an den Moment vor der Vernichtung. Sie spürte die Hitze der Wüste, hörte die Menschen, doch verstand sie kein Wort. Sie roch die Minze, wie eine Erinnerung an schöne Zeiten, die zurückkehrte.
Zeit, Menschen, Stimmen. Die Bilder des Traumes waren so real und doch so verzerrt, alles sprang durcheinander und erschien zugleich völlig logisch. Irgendjemand griff sie an. Sie wollte sich aufbäumen, sich dagegen erwehren- da wurde ihr übel.
Feliz schlug die Augen auf. Es war, als Träumte sie noch immer. Verwirrung stand ihr im Gesicht- doch die Übelkeit überwog. Es war heiß, sie schwitze. Minzgeruch lag in der Luft. Sie nahm das alles jedoch nicht wahr. wie im Reflex griff sie die Schüssel vor ihrem Gesicht-das einzige, was sie grade irgendwie noch als Gegenstand um sie herum wahrnehmen konnte, und erbrach sich.

Ascia (Ray Mahin) , Kriegerin aus Dengra "Was die Zeit nicht löst, löst der Tod" Feliz Seiler, Betreiberin des Gast- und Handelshauses zu Dengra "Nichts geht über die Familie" Elda Iansdottir, Prospektor und Schmied der Axtwirbler
 
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