Darach Mor: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 15. Juni 2020, 11:14 Uhr
Leabhar Darach
Musikalischer Hintergrund
Eluveitie - De Ruef vo de Bärge
Hunnu Guren - Batzorig Vaanchig & Auli
Vorgeschichte
x
Erste Bekanntschaften
Leasan Nàdar
Ein Einhorn kam beinahe lautlos an das Ufer und trank aus dem Bach. Ich verstand, warum Mathilda sie so mochte. Ihr weisses Fell schimmerte und jede Bewegung war ruhig und geschmeidig. Ich hatte zwar Legenden gehört, in denen sie als aggressiv und launisch bezeichnet wurden, aber dieses hier war friedlich. Wenn ich die Schreinerin richtig verstanden hatte, lag es an dem Amulett, das mir der alte Druide aus unserem Dorf geschenkt hatte. Unwillkürlich prüfte ich, ob es noch dort hing, wo es hingehörte.
Plötzlich hörte ich ein unirdisches Geheul nördlich von mir. Es klang wie ein Wolf, aber es hatte etwas an sich, das mir die Haare zu Berge stehen liess. Dennoch stand ich auf und folgte leise dem Lauf des Flusses. Nicht weit von mir auf einer kleinen Lichtung waren zwei von den menschenähnlichen Wesen des Nebellandes. Mathilda hatte sie Satyrn genannt. Ich kniete mich in den Schatten eines nahen Baumes und beobachtete sie.
Es schien, als führten sie eine Art Wettkampf miteinander. Zuerst zerrieb der Eine einige Kräuter und rief etwas, worauf aus seinem Mund das von mir gehörte Geheul kam. Der andere lachte, nahm dann selber einige Kräuter und tat dasselbe. Wenn sie mir dabei nahe waren, erschütterte es mich bis tief in meine Knochen. Waren sie weiter weg, bekam ich immer noch Gänsehaut, aber der Effekt war weniger unmittelbar.
Ich wusste nicht, was das Ziel des Ganzen war, aber die beiden schienen sich trefflich zu amüsieren. Ihr Gespräch verstand ich ebenfalls nicht, aber mit der Zeit konnte ich wenigstens die Worte erkennen, die sie jeweils für das Geheul riefen: KA BHAR. Als ich die Worte flüsterte, hatte ich das Gefühl, dass der Boden unter meinen Händen zitterte. Schliesslich schien den beiden Satyrn ihr Spiel langweilig zu werden. Sie warfen die Kräuter weg und verschwanden neckend und lachend im Wald.
Ich hob die weggeworfenen Kräuter auf. Das eine erkannte ich, es war eine Tollkirsche, eine schwarze Beere, von der ich wusste, dass sie giftig ist. Das andere war ein kleiner Zweig mit kleinen weissen Früchten, den ich so noch nie gesehen hatte. Später erklärte mir der Alchemiehändler, es sei eine Mistel, eine Pflanze, die gelegentlich an Bäumen wachse. Mathilda konnte mir bei meinem nächsten Treffen nicht viel mehr über die Kräuter sagen, aber sie wusste, dass man Misteln am besten mit einer Sichel erntet.
Schliesslich ging ich etwas Abseits in den Wald. Ich zerrieb Tollkirsche und Mistel und rief die Worte, die ich von den Satyrn gelernt hatte. Unwillkürlich entsprang mir ein klagendes Geheul. Es war laut genug, um Vögel in der näheren Umgebung aufflattern zu lassen. Erschrocken schloss ich meinen Mund. Zwar faszinierten mich die Wunder dieses Landes, aber sie beunruhigten mich auch. Ich begab mich an das Feuer ausserhalb des Dorfes. Die Wärme und die flackernden Flammen beruhigten meinen Geist.
Ich fragte mich, ob meine Ausbildung wohl bereits begonnen hatte.
Leasan Draoidh