Leoniel Silberzunge

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charentry
Leoniel Silberzunge.jpg
Leoniel Silberzunge
Geburtsdatum Vermutlich im Jahr 642
Geschlechtmännlich
Größe1,78m
HaarfarbeFeuerrot
Augenfarbetiefes, dunkles Grün
StaturDrahtig, schlank
RasseMensch
VolkKaiserreich
KlasseBarde
SonstigesEinige freche Sommersprossen tummeln sich auf seiner Nase

Statusaktiv
IRC-NickLeoniel

charentry



Charakter

Erscheinung

Wenn mann den jungen Mann von mittlerer Größe betrachtet, fällt einem wohl als erstes das Dunkelrot seiner langen Haare auf, das eigentlich nur der Phiole eines Alchemisten entsprungen sein konnte. Zwischen seinen tiefgrünen, klaren Augen springt einem keck seine spitze Nase entgegen, auf deren Rücken sich einige freche Sommersprossen tummeln. Ein kleiner Spitzbart am Kinn, im selben Farbton wie sein Haar, rahmt das gutmütige Gesicht des Mannes schließlich ein. Obwohl er von der Statur her eher schlank wirkt, ist doch der ein oder andere Muskelansatz erkennbar.

Charakterstory

Von Eis, Gesang und Pechvögeln

Leoniel Silberzunge hatte rotes Haar, eine spitze Nase, auf der sich einige Sommersprossen tummelten, und große, tiefgrüne Augen. Von der Statur her war der zu der Zeit noch junge Bursche wohl eher mager als schlank, und hüllte sich in alte, zerschlissene Kleidung, die nicht nur Dreck starrte, sondern wohl auch die Einzige war, die er noch besaß. Jedenfalls sah er erbärmlich aus, als er in der Finsternis in einer zerlöcherten Decke unter einer gepflasterten Brücke am Stadtrand kauerte und ganz sicher roch er auch ebenso.

Wenn Einen die Summe seiner bisherigen Entscheidungen auf einen Weg führt, an dem man des Nachts unter Brücken Schutz suchen muss, und das Einzige, was zwischen einem selbst und dem sicheren Tod durch Erfrierung steht, eine durchlöcherte Lumpendecke ist, dann hat man wohl entweder diverse wirklich gravierend schlechte Entscheidungen getroffen, oder ist schlicht und einfach ein Pechvogel. Auf Leoniel Silberzunge traf wohl beides zu. Wo einem Anderen die Eltern oder Verwandte unter die Arme gegriffen hätten, stand Leoniel niemand zur Seite. Sicherlich, auch er musste irgendwo Familie haben, doch wusste er weder, wo er suchen sollte, noch ob sie überhaupt wünschten ihn zu sehen. Leoniel war ein Findelkind. Eines der Geschöpfe, die in einem kleinen Körbchen des Nachts auf der Schwelle eines Waisenhauses abgestellt wurden, weil seine Eltern nicht mehr für es sorgen konnten oder wollten, oder weil es vielleicht sogar gar keine Eltern mehr hatte. Vielleicht war er ein uneheliches Kind, das dem Ansehen der Familie geschadet hätte, vielleicht hatte er keinen Vater mehr und seine Mutter war überfordert, vielleicht traf auch irgend etwas anderes zu. Gedanken darüber hatte er sich jedenfalls schon mehr als einmal gemacht. Das Ergebnis jedoch, war immer ein und das Selbe geblieben: Keines.

Aber was spielte das auch schon für eine Rolle? Als ob er sich davon ein Dach über dem Kopf, oder etwas gegen sein Magenknurren leisten konnte. 'Wenn du dir den Arsch ab frierst, oder nichts zu beißen hast, kümmre dich erst um diese Probleme, und nicht um Fragen auf die du so oder so keine Antwort finden wirst.' Es war Winteranfang, kein Mond stand am Himmel und die Nacht war genau so schön, wie sie kalt war. Raureif hatte alle Sträucher in funkelnde Gewänder gehüllt, und der erste Frost machte die Erde so hart wie Stein. Leoniel wickelte sich enger in seine Lumpendecke. Die wabernden Spiegelungen der nahen, vom Kerzenschein erhellten Fenster vermischten sich zusammen mit den Sternen in dem träge vor sich hin fließendem Fluss zu seinen Füßen. Zu diesem Zeitpunkt war Leoniel knapp dreizehn Jahre alt, und es war nun ein halbes Jahr her, dass er aus seinem neuen Zuhause geflohen war.

Aus Gutem Hause

Mit zehn Jahren kam er dort unter. Eine recht wohlhabende Familie, holte ihn aus dem Waisenhaus und bot ihm an bei Ihnen zu wohnen. Zwar als Arbeitskraft und nicht als Ziehsohn, aber besser als das modrige und Floh verseuchte Waisenhaus war es allemal. Er erledigte dort Arbeiten im Haushalt, machte kleiner Besorgungen und erhielt dafür einen Platz zum Schlafen und etwas zu essen. Auch wenn der Vater recht streng mit ihm war, und es das ein oder andere Mal schon eine Tracht Prügel setzte, wenn er beim Saubermachen etwas umstieß, seine lose Zunge einmal wieder nicht halten konnte, oder er sonst etwas falsch gemacht hatte. Die Magd des Hauses war da jedenfalls ganz anders. Zu ihr konnte er kommen, wenn er wieder einmal Ärger hatte. Sie kümmerte sich um ihn, und nahm ihn so gut es ging unter ihre Fittiche. Leoniel passte das gar nicht, denn neben der vielen Arbeit im Haushalt bedeutete das meist unter strenger Aufsicht Lesen und Schreiben üben, sowie Rechenaufgaben zu lösen und Flöte zu spielen. Flöte! Während andere Kinder draußen spielten musste er in ein quietschendes Holzröhrchen pusten, „weil das Kinder aus vornehmem Hause nun einmal so tun“ wie ihm ständig vorgehalten wurde. Das Argument er sei aus keinem vornehmen Hause zählte bei der strengen Magd jedenfalls nicht, und so beschränkte sich seine Freizeit auf ein Minimum. Anschluss bei Gleichaltrigen fand er somit auch nur wenig. Mit seinen jungen zwölf Jahren verstand Leoniel einfach noch nicht, dass die Magd ihn wohl nur auf seine Zukunft vorbereiten wollte, und so nahm er, nachdem es wieder einmal heftigen Streit mit dem Vater gab und es wieder einige Backpfeifen setzte, Reißaus aus seiner ganz persönlichen Hölle.

Eine Postkutsche nahm ihn mit in die nächste Stadt, als er dem Kutscher erklärte, er müsse dort Besorgungen machen. Auch wenn es ihm im Grunde in seinem alten Heim, in dem er gerade einmal drei Jahre verbracht hatte, recht gut ging und er seine Entscheidung sicher schon mehr als nur einmal bereut hatte, verhinderte es doch sein Dickschädel wieder um zu kehren. Seine Drachmen verdiente er dort das erste Mal als 'Barde', wenn man es denn so nennen wollte. Seine Flöte, auf der er schon zwei, drei simple Lieder beherrschte, hatte er jedenfalls mitgenommen. Für eine warme Mahlzeit reichte sein Können und seine Einnahmen jedoch meist bei Weitem nicht aus und so wechselte schon der ein oder andere Apfel, oder was er sonst noch so zum Leben brauchte, auf dem Markt den Besitzer, wenn der Verkäufer gerade nicht hin schaute. Leoniel genoss seine neu gewonnene Freiheit, die er so bisher noch nicht kennen gelernt hatte in allen Zügen, und schlug sich mit Bauernschläue und flinken Fingern irgendwie durch. Schlafen konnte er während der lauen Jahreszeiten unter freiem Himmel. Nur bei schlimmen Unwettern musste er Zuflucht in fremden Scheunen oder unter Brücken suchen. Aber nun, da der Winter nahte, und er sich zitternd in seine Decke wickelte, sah Leoniel langsam ein, dass es wohl so nicht weiter gehen konnte. Er brauchte Geld, irgendwie, und das dringend.


Eiswasser

Gepolter von beschlagenen Rädern am Fuß der Brücke, das vom fröhlichen Pfeifen eines Mannes begleitet wurde, riss Leoniel schließlich wieder aus seinen Gedanken.

„Sei ein bisschen vorsichtiger mit dem Beutel! Da steckt unser ganzes Erspartes drin“

Offenbar warf die andere Person einen Lederbeutel mit einigen Münzen darin immer wieder empor und fing diesen sogleich wieder auf, denn das klimpern von Münzen war in regelmäßigen Abständen zu vernehmen.

„Ach Jaron, spielst immer den Besorgten.“ Eine zweite, heiter klingende Männerstimme mischte sich nun in das Gespräch. Sie schienen sich inzwischen direkt über Leoniel zu befinden. „Ich lass den Beutel schon nicht fallen. Freu dich lieber – besser hätte der Tag doch kaum lau - Scheiße!“

Etwas braunes, mit klimperndem Inhalt fiel vor Leoniels Augen mit einem dumpfen Platschen in der Mitte des Flusses ins pechschwarze Wasser.

„Oh, na wunderbar!“ Die erste, tiefere Männerstimme meldete sich merklich verstimmt zu Wort: „Wenn du glaubst, dass ICH jetzt nach dem Beutel tauche, dann hast du dich aber geschnitten mein Bester. Bei dem Wetter hol' ich mir für deine Blödheit sicher nicht den Tod.“

„Jaja, schon gut“, ertönte ein leiseres Maulen, „Ich geh' ja schon.“


Wie war das doch gleich? Gute Geschäfte? Ganzes Erspartes? Für Leoniel klang das zum Einen nach einem Glücksfall, aber vor Allem nach einem Weg raus aus der Kälte. Er musste den Beutel nur schneller finden und sich damit aus dem Staub machen, wie dieser Tollpatsch brauchte um zu ihm hinunter zu klettern. Bemerkt hatten die beiden Männer ihn vermutlich noch nicht, denn bisher hatte er sich ruhig verhalten. Der Entschluss stand also. Leoniel sprang förmlich aus den Überresten seiner Decke und stieg in den eiskalten Fluss hinein, ohne Zeit damit zu vergeuden, seine Schuhe oder Kleidung ab zu legen. Das Wasser brannte förmlich auf seiner Haut, und die Kälte schüttelte ihn am ganzen Leib. Er musste nur schnell den Beutel finden. Schlotternd watete er weiter in den Fluss hinein, bis das Wasser ihm bis zur Brust ging. Es half einfach nichts: Wollte er den Beutel finden, so musste er tauchen. Schritte vom nahen Ufer verrieten ihm, dass der Mann gleich da war. Das Wasser war schwarz wie Pech, und im Schatten der Brücke konnte er so oder so nichts erkennen. Verdammter Neumond. Mit zusammen gebissenen Zähnen tauchte er unter; das Flusswasser stach ihm wie tausend Nadeln ins Gesicht. Hastig wühlten sich seine Hände durch Schlamm, Äste, Steine und Wasserpflanzen bis ihm die Puste aus ging. Abermals holte er Luft, und tauchte erneut. Scheiße! Wo war dieser verdammte Beutel noch einmal hinunter gefallen? Bloß nicht zu lange nachdenken. Er verlor schon langsam das Gefühl in seinen Gliedmaßen. Er musste weiter suchen - schnell! Erst beim dritten Versuch ertastete er etwas weiches, dass sich wie Leder anfühlte. Seine Hände und Zehen waren schon taub, aber er Griff nach dem Packen, er ihm zweimal aus den tauben Fingern glitt. Der Rote Schopf Leoniels tauchte prustend auf. Die Kälte hatte sich mittlerweile durch sein Fleisch bis auf die Knochen gefressen. Etwas dünnes klatschte neben ihm auf die Wasseroberfläche, und nahm Leoniel mit einem Male alle Hoffnung auf eine Flucht.

„Los, halt dich dran fest Junge!“

Verdammt. Der Mann stand bereits am Ufer, und hielt einen langen Ast, der bis neben Leoniel reichte mit beiden Händen fest, um ihn aus den Fluten zu ziehen. Eigentlich wollte Leo ja mit den Drachmen türmen, aber sein ganzer Körper schlotterte so sehr, dass er ihm einfach nicht mehr gehorchen wollte. Daran mit der Beute zu türmen, war nicht mehr zu denken. Zudem stand der Zweite der Kerle ohnehin schon auf der Brücke, und wäre wohl schneller am anderen Ufer als der unterkühlte Junge, falls er diesen Fluchtweg wählen würde. Scheiß drauf. Das Einzige was er jetzt noch wollte war aus der Kälte zu kommen, und so griff er nach dem Stab, um sich aus dem Wasser fischen zu lassen. Am Ufer angekommen streckte er zitternd den Beutel in die Richtung des Mannes, der in einen dicken Umhang gewickelt war. Dieser griff zwar nach dem Beutel, aber ließ ihn direkt neben sich zu Boden fallen, als ob er nichts wert wäre. „Los, raus aus den nassen Sachen, du holst dir sonst noch den Tod“, ohne groß auf die Reaktion des Jungen zu warten zog der Mann schon am Hemd des Jungen und half ihm seine Kleidung los zu werden, ehe er seinen Mantel auszog und den Jungen darin einwickelte. Leoniel nahm ihn in der Dunkelheit nur Schemenhaft war: Er war groß, aber nicht gerade sehr kräftig, trug seltsame Puffärmel und einen spitz zulaufenden Hut mit Feder. „Wir bringen dich erst mal ins Warme. Deine Kleidung lassen wir hier. Ich bin sicher die würde noch zum Himmel stinken, wenn wir sie drei Wochen in Parfüm einlegen würden“ Leonie gab keine Wiederworte, er wollte nur noch so schnell es geht ins Warme. Der Mann bückte sich, nahm den Beutel mit den Drachmen in die eine Hand, den Oberarm des Jungen in die Andere, und kletterte mit ihm die Böschung hinauf.


Neue Wege

Der Weg zum nächsten Gasthaus dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Erst als er sich der Rotschopf in einen Badezuber mit dampfend heißem Wasser und angenehm duftendem Badesalz setzte, ging es ihm langsam wieder besser. Der Kerl mit dem spitzen Federhut nannte sich „Ravin Rabensang“, und im Schein der Kerzen, und des Feuers, dass munter in dem kleinen Kamin ihres Zimmers loderte, konnte man erkennen, dass er nicht nur seltsame Puffärmel trug, sondern seine gesamte Kleidung von einem kunterbuntem Rautenmuster überzogen war, dass sich mit Orange und Schwarz abwechselte. Der andere Kerl mit der tieferen Stimme, der sich selbst nur Jaron nannte, war von etwas kräftigerer Statur, aber nicht minder bunt gekleidet. Seine Kleidungsstücke waren allesamt in der Mitte zweigeteilt: Rauten in schwarz und weiß zierten nur seinen rechten, eng anliegenden Beinling, der andere war in feurigem Rot gehalten. Das Muster wechselte auf seinem verzierten Oberteil, das die selben Farben hatte die Seiten. Offenbar spielte er bei den Auftritten der beiden Musiker auf einer großen Trommel, die nun neben der Türe des kleinen Zimmers lehnte. Wahrlich, übersehen hätte man diese beiden Vögel sicher nicht, wenn man ihnen auf der Straße begegnet wäre. Jaron erhob sich, und trottete in Richtung der Türe. „Ich seh mal ob ich zu der späten Stunde noch irgendwo Klamotten für den Jungen her bekomme...“, er klang wirklich etwas griesgrämig. „Und wenn ich dich nochmal dabei erwische, dass du mit unseren Einnahmen auf 'ner Brücke spielst, dann werf' ich dich das nächste Mal eigenhändig hinterher, Ravi!“ Mit einem lauten Poltern flog die Tür hinter dem Mann zu, aber sein Murren drang noch durch die verschlossene Türe als er sich entfernte. „Lässt 'nen kleinen Bengel für sich ins eiskalte Wasser springen...“ Wenn man sich Jarons Statur so an sah, kamen einem jedenfalls keine Zweifel auf, dass er dieses Versprechen ohne große Anstrengung wahr machen konnte. Stille kehrte in dem Zimmer ein, in dem nun nur noch Leoniel in seinem Zuber hockte, und Ravin vor ihm auf seinem Holzstuhl in die Glut des Kaminfeuers starrte.

„Du wolltest mit der Kohle abhauen.“

Leoniel zuckte unwillkürlich in seinem Bad zusammen. Es war keine Frage, die ihm der Mann stellte, es war eine Feststellung. Er würde ihm doch keine Tracht Prügel...

„Keine Angst, ich kann's verstehn.“, fuhr dieser jedoch sogleich nachdenklich fort. „Hab' früher jahrelang auf der Straße gelebt. Jaron kam da eher aus gutem Hause... er ist ein wenig mürrisch, hat aber eine gute Seele. Trotzdem weiß ich nicht ob er's verstehen würde. Das bleibt besser unter uns.“

Das Holz im Kamin knackte laut und ein Schwall Funken stieg empor bis er schließlich vom Rauchabzug verschluckt wurde. „Wir verlassen diese Stadt morgen wieder, und brechen mit den ersten Sonnenstrahlen auf. Wenn du willst, nehm' ich dich mit. Wenn du weiter unter irgendwelchen Brücken haust, bist du in ein paar Wochen erfroren, oder die Gardisten erwischen dich vorher bei einer deiner 'Rettungsaktionen'.“

Er griff seine Laute, und drehte den Stuhl, auf dem er saß so, dass er in Richtung des Zubers blickte. Eine kleine Melodie erklang als er gedankenversunken über die Seiten des Instruments strich. Seine Stimme war ruhig, aber ernst als er weiter sprach.

„Glaub' nicht, dass ich dich durchfüttern werde, du wirst für dein Geld schon arbeiten müssen. Kannst du nähen? Kochen? Irgendetwas?“

„Ich kann Schreiben, Lesen und etwas Rechnen... und ein paar Lieder auf der Flöte kann ich auch...“, entgegnete Leoniel etwas zögerlich.

„Flöte, hm?“ Wieder ließ Ravi ein paar Töne auf seiner Laute erklingen. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen, und einem Blick den Leoniel nicht recht deuten konnte, sah er ihn an und stellte die Frage die das Leben des Jungen für immer ändern sollte.

„Hast du schon einmal auf einer Laute gespielt?“